Mastodon MastodonInnere Kündigung bzw. „Dienst nach Vorschrift“ - Andreas Dotzauer Beratung | Training | Coaching

Innere Kündigung bzw. „Dienst nach Vorschrift“

U. a. belegt der jährlich von Gallup veröffentlichte Engagement Index, dass ein deutlicher Teil der Mitarbeitenden nur begrenzt motiviert bzw. sogar latent kündigungs- und wechselbereit ist. Der iga.Report 33 “Engagement erhalten – innere Kündigung vermeiden” liefert aus Unternehmens- bzw. Führungsperspektive fundierte Informationen über das Phänomen der inneren Kündigung.

Ein aktuellerer Erklärungsansatz für innere Kündigung bzw. Demotivation ist die Enttäuschung über die einseitige Nichterfüllung des sog. psychologischen Vertrags. Diese implizit getroffene Vereinbarung basiert auf gegenseitigen Erwartungen, die bspw. im Rahmen von Bewerbungs- oder Mitarbeitergesprächen entstanden sind. Das Austauschverhältnis von Leistung und arbeitgeberseitiger Gegenleistung wird als nicht mehr stimmig wahrgenommen. Um das Verhältnis auszubalancieren, wird das Engagement daher reduziert.

Es verwundert kaum, dass in Unternehmen mit guter Personalpolitik bzw. guten Arbeitsbedingungen eine höhere Zufriedenheit und ein stärkeres Engagement vorherrschen (vgl. IAB-Kurzbericht 16/2016).
Tatsächlich ist jedoch nur jeder zweite Angestellte mit seiner Tätigkeit zufrieden, ein deutlicher Teil würde sogar demnächst den Arbeitgeber wechseln. Grund ist die Unzufriedenheit insbesondere mit Karriere- bzw. Weiterbildungsangeboten oder der Vereinbarkeit von Beruf und Familie (vgl. Pressemitteilung ManpowerGroup 2016).

Sicher bieten einige Unternehmen eine große Bandbreite an Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung und -entwicklung. Umgekehrt herrscht aber auch häufig deutliches Potenzial zur Ausweitung bzw. Optimierung.
Anstelle größerer Konzepte kann ein einfacher erster Schritt sein, die Qualität des jährlichen Mitarbeiter- und Entwicklungsgespräches zu verbessern. Wesentliche Aspekte fasst zudem der Online-Beitrag von Müllerschön (2016) zusammen.
Wichtig erscheint der vorsorgliche Hinweis, dass ein „gut“ geführtes Mitarbeitergespräch durchaus mehrere Stunden dauern kann – insbesondere wenn es in dieser Form nur jährlich stattfindet. Schließlich werden wichtige Themen der Vergangenheit, der gegenwärtigen Zusammenarbeit und Ziele bzw. künftige Entwicklungsmaßnahmen besprochen und individuell vereinbart.
Parallel dazu helfen u. a. regelmäßige Teamgespräche sowie gezielte Maßnahmen zur Teamentwicklung, zentrale Themen der Zusammenarbeit auf Team- bzw. Abteilungsebene anzusprechen und gemeinsam zu verändern.
Auf einer Metaebene geht es bei den Gesprächen und der Zusammenarbeit stets um grundlegende bzw. wichtige Themen wie Vertrauen, Respekt bzw. Wertschätzung.

Ausgewählte Literatur

Decker, C./Mölders, C./Van Quaquebeke, N. (2014): Mehr als ein Kuschelfaktor: Die Sehnsucht nach Respekt, in: Wirtschaftspsychologie aktuell – Zeitschrift für Personal und Management, 4/2014, S. 46-48

Gallup Inc. (Hrsg.) (2022): Engagement Index Deutschland 2020. Deutschlands renommierteste Studie zum Arbeitsumfeld und zur Führungskultur, online unter https://www.gallup.com/de/engagement-index-deutschland.aspx (letzter Abruf 18.03.2022)

Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) (Hrsg.) (2016): iga.Report 33 “Engagement erhalten – innere Kündigung vermeiden” [Autoren: Scheibner, N./Hapkemeyer, J./Banko, L. unter Mitarbeit von Hupfeld, J./Bendig, H.], Zukunft der Arbeit GmbH, Dresden, online unter https://www.iga-info.de/fileadmin/redakteur/Veroeffentlichungen/iga_Reporte/Dokumente/iga-Report_33_Engagement_erhalten_innere_Kuendigung_vermeiden.pdf (letzter Abruf 18.03.2022)

Initiative Gesundheit und Arbeit (iga)/Zukunft der Arbeit GmbH (Hrsg.) (2016): Pressemitteilung “Innere Kündigung: iga.Studie zeigt Ursachen und Gegenmaßnahmen auf” vom 21.10.2016, online unter https://www.iga-info.de/veroeffentlichungen/pressemitteilungen/innere-kuendigung/ (letzter Abruf 18.03.2022)

ManpowerGroup Deutschland (Hrsg.) (2016): Studie: Nur jeder Zweite ist mit seinem Job zufrieden, Pressemitteilung vom 12.4.2016, online unter https://www.presseportal.de/pm/56465/3299258 (letzter Abruf 18.03.2022)

Müllerschön, A. (2016): Mitarbeiter- und Feedbackgespräche führen [Rubrik BildungsSpiegel Standpunkte], online unter https://www.bildungsspiegel.de/news/standpunkte/818 (letzter Abruf 18.03.2022)

Scheibner, N./Hapkemeyer, J. (2013): Innere Kündigung als Thema in der Organisationsentwicklung, in: Organisationsberatung Supervision Coaching (OSC), Bd. 20 (4), S. 461-472

Treier, M. (2019): Wirtschaftspsychologische Grundlagen für Personalmanagement. Fach- und Lehrbuch zur modernen Personalarbeit. Berlin: Springer

Trost, A. (2015): Das jährliche Mitarbeitergespräch: Risiken und Nebenwirkungen, in: Wirtschaftspsychologie aktuell – Zeitschrift für Personal und Management, 3/2015, S. 28-30

Wolter, S./Broszeit, S./Frodermann, C./Grunau, P./Bellmann, L. (2016): Befragung von Betrieben und Beschäftigten: Mehr Zufriedenheit und Engagement in Betrieben mit guter Personalpolitik, IAB-Kurzbericht 16/2016, Nürnberg, online unter https://doku.iab.de/kurzber/2016/kb1616.pdf (letzter Abruf 18.03.2022)

Dieser Beitrag wurde ursprünglich online auf dem „Dotzauer-Blog“ veröffentlicht. Seit 2012 informierte der Dotzauer-Blog über HR/Personalmanagement, Führung, Changemanagement und Karriere. Anfang 2022 verzeichnete der Blog weit über eine Viertelmillion Seitenaufrufe. Der separate Blog existiert nicht mehr. Ausgewählte Blogbeiträge wurden jedoch 2022 – in Teilen überarbeitet, verkürzt bzw. aktualisiert – in diese Website integriert. Bei Fragen, Anmerkungen etc. können Sie sich gerne an den Autor wenden.

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