Als Führungskraft führen Sie wahrscheinlich mit jedem Ihrer
Mitarbeiter zumindest jährlich ein formelles Gespräch. Darin geben Sie Feedback über
die gezeigte Leistung, besprechen aktuelle und künftige Aufgaben, nehmen eine Einschätzung
über das Potenzial vor und vereinbaren verbindliche Entwicklungsziele. Hinzu
kommen regelmäßige Teambesprechungen und natürlich die zahllosen täglichen
informellen Kontakte und Gespräche. Meist fehlt ein wichtiger Baustein, nämlich
das "Teamgespräch". Es fördert die Motivation, stärkt den Zusammenhalt, klärt
schwelende Konflikte und reduziert die Gefahr künftiger Konflikte.
Im Teamgespräch wird nicht über Fachliches, sondern – mit
Blick z.B. auf das letzte halbe Jahr – über das Miteinander gesprochen.
Leitfragen sind zum Beispiel:
- Zurückblickend: Was lief gut, was schlecht?
- Wie schätzen Sie derzeit die Stimmung im Team ein?
- Was beschäftigt Sie noch im Hinblick auf unsere Zusammenarbeit und die Führung?
- Welche konkreten Maßnahmen schlagen Sie vor? Was wäre dabei Ihr Beitrag?
- Abschließend: Was sollen wir beibehalten, was brauchen Sie darüber hinaus, was sollten wir abschaffen?
Nach einer kurzen Selbstreflexion können die Fragen in
gemischten Gruppen bearbeitet werden. Die Antworten werden dabei auf Metaplan-Karten
notiert, angepinnt und vorgestellt. Es werden Verständnisfragen geklärt. Zuletzt
präsentiert auch die Führungskraft ihre Antworten. Es folgt die Bildung von
Themen-Cluster. Möglich ist, den Fokus lediglich auf negativ wahrgenommene
Punkte zu legen. Eventuell können in der nun folgenden Diskussion bereits Themen
geklärt werden. Offene Themen bilden die Basis für eine gemeinsame
Lösungssuche. Die Führungskraft trifft anschließend erforderliche Entscheidungen (z.B. hinsichtlich
Priorisierung), lässt die Vereinbarungen festhalten, reflektiert das Gespräch
und bedankt sich.
Als Führungskraft betreiben Sie mit solchen Teamgesprächen aktive
Teamentwicklung. Warum werden solche Gespräche noch relativ selten geführt? Der
Sog des umfangreichen Tagesgeschäfts, Projektarbeiten, Unvorhergesehenes etc. erschweren
es, für eine Reflexion auf der Meta-Ebene innezuhalten.
Erforderlich ist zudem ein Mindestmaß an Vertrauen, solche Themen
offen anzusprechen.
Auch Führungskräfte haben manchmal Bedenken,
konfliktbehaftete Themen aufzugreifen. Sie konzentrieren sich auf die eher
unverfänglichen Sachthemen. Analog dem bekannten "Eisberg-Prinzip" befindet
sich die größere und kritische Masse jedoch unter Wasser. Eine Zeit lang kann
man schwierige Themen so vermeiden und "auf Eis legen", verändert wird dadurch
jedoch nichts. Insofern erfordert es von beiden Seiten – Führungskraft und
Mitarbeiter – etwas Mut, sich auf Teamgespräche einzulassen.
Zudem darf kein Zweifel herrschen, dass vereinbarte Themen
auch umgesetzt werden.
Zentrale Erfolgsfaktoren sind somit Offenheit, Vertrauen und
Nachhaltigkeit hinsichtlich der Weiterverfolgung vereinbarter Themen.
Eventuelle Bedenken, Teamgespräche könnten mehr schaden als nützen, werden dann
unnötig. Natürlich ersetzt das halbjährliche Teamgespräch kein
situatives Eingreifen der Führungskraft bei akuten Anlässen.
Lohnt sich der Aufwand auch für die Führungskraft
persönlich? Durch Teamgespräche erhält sie von den Mitarbeitern wertvolle
Rückmeldungen über das wahrgenommene Führungsverhalten und kann Veränderungen
ableiten. Selbst wenn der Chef der Führungskraft keine Teamgespräche führt, kann
sich die Führungskraft damit für das eigene Team, den Zusammenhalt und die Weiterentwicklung
positionieren.
Bei Einführung bzw. bei der Moderation der ersten Gespräche
kann die interne Personalentwicklung oder ein externer Coach unterstützen. Das
entlastet die Führungskraft, denn sie agiert im mehrstündigen Gespräch nicht
nur als Moderator, sondern auch als allparteilicher Vermittler: Sie steuert den
Ablauf, fördert die Aussprache bzw. das gegenseitige Verständnis, hilft Erwartungen zu klären und sorgt für klare Vereinbarungen.
Werden Teamgespräche
regelmäßig durchgeführt, können sich die Beteiligten darauf einstellen. Mit der
Zeit werden Probleme selbständig und informell geklärt, weil sich Vertrauen und
Zusammenhalt weiter positiv entwickeln. Das macht Teamgespräche zu einem sehr
effektiven Tool.
Ich habe Teamgespräche eingeführt und moderiert. Meine Erfahrungen sind positiv. Wie sehen Sie dieses Thema bzw. welche Erfahrungen haben Sie gemacht?